Rathaussturm der Wicker Wacker am Schmutzigen Donnerstag
In Östringen sind die Schreibstuben des Rathauses ab sofort und bis Aschermittwoch von den Elferräten der Karnevalsgesellschaft Wicker-Wacker besetzt. Im Schutz der Dämmerung waren die Gecken am „Schmotzigen“ Donnerstag um 18.11 Uhr mit allerhand närrisch gestimmtem Gefolge unversehens vor der Verwaltungsburg aufmarschiert und hatten Bürgermeister Felix Geider ihr ultimatives Ultimatum zur Kapitulation und Übergabe seiner Gemächer gestellt.
Während draußen auf dem Kirchbergplatz die Schrägspieler der Sinsheimer Guggemusik Ghost-Guggs die Menge flott in Bewegung hielten, hatte drinnen im Rathaus Schultes Geider gegen eine charmante „Eingreifgruppe Spezialkräfte“ der Wicker-Wacker wenig zu bestellen und musste sich mit angelegter Halsgeige zum Stadtbrunnen zerren lassen. Und zum Vergnügen des johlenden Volks machten die Elferräte der Wicker-Wacker mit Sitzungspräsident Markus Bender und Präsident Dominique Meid an der Spitze mit dem Stadtchef dann auch quasi kurzen Prozess.
An Anklagepunkten mangelte es den Fastnachtern keineswegs. So wurde Schultes Geider unter anderem vorgehalten, dass Östringen in „einschlägigen Medien“ zuletzt keinen Bericht vom Neujahrsempfang bekommen hatte und ungehalten waren die Gecken zudem in Anbetracht ausufernder und zeitraubender Vorprüfungen zur Herstellung des lange erwarteten Baugebiets im Gewann Dinkelberg. Im Bereich der Feldflur am westlichen Stadtrand, auf der schon bald Wohnraum für viele Menschen entstehen soll, hätte die Verwaltung nach dem Dafürhalten der Narren schon längst Wachteln ansiedeln müssen, spätestens nachdem bekannt geworden war, dass die übergeordneten Artenschutzbehörden für die nicht vorhandene Population der kleinen Hühnervögel die Umsiedlung in ein noch zu bestimmendes Gebiet gefordert hatten.
Vom Bürgermeister ließen sich die Wicker-Wacker auch nicht auf das ebenfalls nicht vorhandene Glatteis führen, denn die hinterlistige Übergabe des Rathausschlüssels quittierten sie gelassen mit der Einforderung des „General-Dongles“ für die elektronische Schließanlage der Bürokratenfestung auf dem Kirchberg.
Voller Stolz präsentierten die Elferräte schließlich dem begeisterten Publikum einen Gardetanz sämtlicher Tanzgruppen ihrer Karnevalsgesellschaft und ließen auf dem Kirchberg die Fahnen der Östringer Narrenzunft aufziehen.
Bis zum Ende der „fünften Jahreszeit“ gehört jetzt beim Eintritt ins Rathaus ein lautes und vernehmliches „Wicker-Wacker hoi-hoi-hoi!“ zum guten Ton. Das ging schon gleich nach der Einnahme des Verwaltungsdomizils am Donnerstagabend los, als Belagerer und Belagerte noch lange in geselliger Runde zusammenblieben.
Text mit freundlicher Genehmigung der Stadt Östringen (br) - Bilder von Kai Futterer (zur Bildergalerie)